Die 12 Archetypen

 

1. Vorbemerkung

Im folgenden findet Ihr eine kurze  Zusammenfassung, warum wir uns in unserer fortlaufenden Power of Life Gruppe mit den Archetypen beschäftigen. Diese Zusammenfassung basiert einerseits auf der Arbeit von Carol S. Pearson „Die 12 Archetypen unserer Seele“ (1993, Neuauflage Knaur 2107) und ihrer Übertragung auf POL durch unsere Ausbilder Margo Argenent und Paul Janssen.

 

2.Das Leben als (Wachstums-)Reise

Carol S. Pearson interpretiert  unser ganzes Leben als eine Reise. Wir sind auf dem Weg  zu einer(mehr oder minder)  gereiften und (mehr oder minder) integrierten Persönlichkeit.  Diesen Weg des inneren Wachstums bezeichnet sie als Heldenreise. Der Held/ die Heldin zieht aus, um den „Schatz des wahren Selbst“ zu finden. Diese  Reise  ist nicht ohne Gefahren, bietet aber auch viele Chancen:

die Fähigkeit zu erleben, erfolgreich in der Welt zu bestehen,

die eigene besondere Begabung zu finden und in der Welt auszudrücken

die Möglichkeit, in liebevoller Gemeinschaft mit anderen Menschen zu leben (innere Harmonie verursacht äußere Harmonie).

Um diese Reise antreten zu können, müssen „wir die  Illusion aufgeben, nicht wichtig zu sein.“ D.h. wir müssen die Möglichkeiten des Lebens entdecken und nutzen wollen. Wir sollen uns dafür entscheiden, ein „großes Leben zu leben“, d.h. ein Leben in dem wir „die Illusion der Machtlosigkeit aufgeben  und Verantwortung für unser Leben übernehmen“.

Statt vorgegebenen Maßstäben oder Idealen zu folgen (perfektes Gesicht eines Models/ Körper eines Sportlers / Klarheit und Verstand eines spirituellen Lehrers, wirtschaftlichen bzw. materiellen Erfolg) und den daraus abgeleiteten Ansprüchen zu genügen, geht es darum herauszufinden, wer wir wirklich sind und wohin wir wollen.

Wenn wir diese Fragen beatworten und uns selbst finden, lösen sich die die (vermeintlichen) Probleme auf: alles kommt an seinen Platz: wir empfinden uns selbst als schön, intelligent und gut. Wir müssen nichts beweisen und sind entspannt und liebenswert und deshalb werden wir geliebt.   

 

3. Die 12 Archetypen als innere Lehrer

Die Archetypen sind innere Lehrer, die uns fast seit Anbeginn der Menschheit, zumindest aber seit tausenden von Jahren  in Kunst, Literatur, Mythos und Religion begleiten. Wir finden sie im Inneren (in unseren Träumen, Fantasien, aber auch Taten) wie im Äußeren (in Märchen, Mythen, Legenden Religion, Kunst und Literatur, in der Astronomie bzw. Astrologie, z.B. bei den Sternbildern).

Die 12 Archetypen lassen sich den 3 Reisephasen (Vorbereitung, Reise und Rückkehr) zuordnen:

I. Die Vorbereitung zur Reise

                (1) Die Unschuldigen

                (2) Die Verwaisten

                (3) Die Krieger

                (4) Die Geber

               

II. Die Reise

    ( 5) Die Suchenden

                (6) Die Zerstörer

                (7) Die Liebenden

                (8) Die Schöpfer

III. Die Rückkehr

                (9) Die Herrscher

                (10) Die Magiere

                (11) Die Narren

                (12) Die Weisen

               

Unsere Weltsicht wird wesentlich davon bestimmt, welcher Archetyp in unserem Denken und Handeln dominiert: so stehen die Krieger  für Herausforderungen und strategisches Handeln, die Geber für Fürsorge, die Weisen für den Wunsch, die Wahrheit in einer immer komplexeren Welt zu erkennen.

Jeder der 12 Archetypen – also auch und gerade die in uns bislang weniger entwickelten - bieten ein Geschenk- eine Sichtweise, die unser Leben bereichert.  

 

4. Die Archetypen im Einzelnen

Im folgenden skizzieren wir die einzelnen Archetypen auf Basis  der Ausführungen von Carol S. Pearson. Der Texttteil wird jeweils durch eine kurze stichwortartige Zusammenfassung abgeschlossen. Danach findet Ihr ein Bild zu dem jeweiligen Archetypenn , das von dem Mitbegründer von POL und Künstler Paul Janssen stammt. Wir sind Paul zu großem Dank verpflichtet , dass er uns elektronische Reproduktionen seiner einzigartigen Kunstwerke für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hat. Dieses Kapitel wird ca alle 2 Monate um den nächsten Archetypen ergänzt.

4.1 Die Unschuldigen

Als Unschuldige vertrauen wir uns selbst und anderen (letztendlich dem Leben). Dies allerdings bedingungslos und blind. Wir beginnen unser Leben als Unschuldige im Schoß unserer Mutter, dort ist für alles gesorgt.

Wenn wir liebevolle  Eltern und ein unterstützendes Umfeld haben, werden wir als Kinder umsorgt und unterstützt, bis wir alt genug sind, um uns selbst um uns zu kümmern; wir können darauf vertrauen, dass die Welt ein sicherer Ort ist und wir die notwendige Unterstützung zum Reifen und Wachsen bekommen.

Die Unschuldigen können jedoch nicht unterscheiden, ob diejenigen, denen sie vertrauen, ihr Wohl im Sinn haben oder nicht. Sie  glauben was die Autoritäten sagen. Sie möchten ihr Vertrauen und ihren Optimismus (um jeden Preis) behalten und verweigern die Anerkennung der Realität bzw., um im archetypischen Bild zu bleiben, die Vertreibung aus dem Paradies. Deshalb geraten die  die Realität leugnende  Unschuldigen immer wieder in Situationen, in denen sie  schlecht behandelt werden. Manifestationen dieser Schattenseite  des Unschuldigen sind Menschen, die  in Beziehung oder Job bleiben, obwohl sie  massiver körperlicher oder seelischer Gewalt bzw. massivem Mobbing ausgesetzt sind.

Das größte Ziel der Unschuldigen ist „Sicherheit“. „Ich bin in Sicherheit solange ich nicht die Straße überquere / bzw. tue was andere sagen“  ist die ursprüngliche Ausprägung der Unschuld. Die Welt der Unschuldigen ist deshalb  klein und begrenzt. Sie müssen  sich auf den Weg bzw. die Reise machen. Dadurch werden sie (als Vertreibung aus dem Paradies) Schmerz, Ablehnung und  Enttäuschung erfahren. Gleichzeitig werden sie aber auf dieser Reise  die Welt  als größer und weniger beengt erfahren: sie können viele Straßen gefahrlos überqueren und  Bindungen eingehen, weil sie  erlebt haben, dass  im Zweifelsfall z.B. auch das Ende einer Liebesbeziehung nicht mit dem Ende des Lebens gleichzusetzen ist.  Sie können  für ihre Überzeugungen einstehen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass sie auch dann nicht im Job entlassen oder im Streit getötet werden.

Die Unschuldigen müssen also ihre Unschuld ein Stück weit opfern, um sie am Ende ihrer Reise auf einer höheren (oder realistischeren) Ebene  wieder zu erlangen.

 

 

Zusammenfassend können die Unschuldigen wie folgt charakterisiert werden:

Ziel: Sicherheit

Angst: Verlassen werden

Antwort auf das Problem: Leugnen oder Hilfe suchen

Aufgabe: Unterscheidungsvermögen

Geschenk: Vertrauen, Optimismus, Loyalität

 

 

 

 

4.2 Die Verwaisten

 

Dem Wortsinn nach werden wir  verwaist, wenn wir die Fürsorge unsere Eltern zu einem Zeitpunkt verlieren, an dem wir zu jung und unerfahren sind, um für uns selbst zu sorgen. 

 

Darauf aufbauend wird der Archetyp des Verwaisten in uns durch Situationen aktiviert, in denen wir uns verlassen, betrogen, schlecht behandelt, vernachlässigt oder enttäuscht fühlen. Typische Auslöser sind z.B.

- Freunde, die hinter unserem Rücken schlecht über uns reden oder sich über uns lustig machen,

-  Partner, die uns versprechen uns nie zu verlassen und es trotzdem tun,

- Chefs die uns pauschal kritisieren,

- als ungerecht empfundene  Zustände in der Welt (Politiker-Lügen, unsoziale / unverantwortliche Unternehmer  etc.).

 

Der Verwaiste ist ein enttäuschter Idealist bzw. ein ernüchterter Unschuldiger. Während der Unschuldige voller Optimismus glaubt, dass das Gute siegt, rechnet  der Verwaiste  mit dem Schlechten. Dem Verwaisten erscheint die Welt als ein ziemlich hoffnungsloser Ort.

 

Philosophisch kann der Verwaiste dem Existenzialismus zugeordnet werden : da hoffnungsvolle und optimistische Gefühle fehlen, stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Weil die  Vorstellungen von Gott und Paradies (s.o. der Unschuldige) nicht mehr tragen, gilt es Autoritäten (Gott, Lehrer, Eltern, Politiker etc.) aufzugeben  und selbst die Kontrolle bzw. die Verantwortung über das Leben zu übernehmen. Ansonsten droht die Gefahr in Zynismus oder Negation abzugleiten. Der Verwaiste wird zum Rebell, der weder vorgegebene Wahrheiten  noch von außen aufoktroierte Sinnstiftungen akzeptiert.

 

Die Herausforderung  dieses  Archetypen ist es,

-  unsere Illusionen (insbesondere im Hinblick auf vertraute Autoritäten) aufzugeben und schmerzliche Realitäten anzunehmen (Stufe 1),

- Hilfsangebote zu akzeptieren und Unterstützung anzunehmen (Stufe 2) .

- die Abhängigkeit von Autoritäten durch die von gleichgesinnten Menschen, die sich gegenseitig helfen, zu ersetzen (Stufe 3).

 

 Das Geschenk des  Archetypen besteht in dem Selbstvertrauen, das auf der Erkenntnis gegenseitiger Abhängigkeit beruht.

 Die rebellierenden Verwaisten haben damit Charakteristika der Krieger (vor allem im männlichen) und der Geber (vor allem im Weiblichen); sie lernen, dass es keine mächtigere und verantwortlichere Macht gibt, als sie selbst.

 

In einer extremen – und pathologischen – Ausprägung spüren die Verwaisten so viel inneren Schmerz, dass sie diesen nur noch mit rauschhaften Erlebnissen (Kaufrausch, Essrausch, Alkohol, Drogen, Adrenalin)  betäuben. Sie werden immer zynischer und ziehen sich von Freunden etc. zurück. Durch ihre selbstgewählte Isolation machen sie sich quasi selbst (noch einmal ) zum Verwaisten.

 

Dennoch ist die Erfahrung (in einem nicht pathologischen Ausmaß) verwaist zu sein, wichtiger Antrieb für Wachstum und Entwicklung. Ohne seelische Verletzungen wären wir nicht bereit, das Paradies zu verlassen. Die Verwaisten mahnten uns, diese Verletzungen anzuerkennen  und  - im geschützten Raum – uns zu öffnen und unsere Ängste und Verwundungen mitzuteilen. Heilung beginnt damit, dass wir den Schmerz nicht leugnen sondern als Teil von uns anerkennen. Wir lernen also unsere verlorenen inneren Kinder wieder aufzunehmen.

 

Zusammenfassend können die Verwaisten wie folgt charakterisiert werden:

 

Ziel: wieder in Sicherheit sein

 

Angst: ausgebeutet und schlecht behandelt zu werden

 

Problem: Ohnmacht, Rettung von außen/ anderen, zynische Resignation

 

Aufgabe: Schmerz und Enttäuschung verarbeiten und offen sein für die Hilfe anderer

 

Geschenk: erkennen der wechselseitigen Abhängigkeit, Einfühlermögen, Realismus  

 

 

 

 

 

4.3 Der /die Krierger(in)

Der Terminus Krieg(er) ist negativ besetzt. Klar ist, daß wir Differenzen nicht über Kriege bereinigen können. Deshalb stehen viele dem Archetypen Krieger(in) negativ gegenüber.  Dabei übersieht man leicht dass nicht der Archetyp das Problem ist, vielmehr benötigen wir die Fähigkeiten des Kriegers / der Kriegerin auf einer höheren Stufe: wir benötigen Krieger/innen, die mit Geschick und Intelligenz Hilfe für ihre Anliegen organisieren und die primitiven Krieger/in in Schach halten.

Der Archetyp der Krieger ist durch Kraft, Mut und Integrität gekennzeichnet. Kríeger leben für Ihre Prinzipien und kämpfen für sie. Sie wollen die Welt zu einem besseren Platz machen, in dem sie Aspekte, die ihnen nicht gefallen, zu ändern versuchen.

Die Krieger sind notwendig, um unsere Grenzen zu schützen. Ohne sie ist unser Königreich in ständiger Gefahr. Wir können uns weder gegen Barbaren noch gegen die Einmischung Fremder wehren.

Im Kriergermythos geht es darum, das Böse oder Grausame zu besiegen und nicht nur sich selbst, sondern auch andere, in der Regel  Schwächere zu retten. Wir sind also nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern haben die Aufgabe, die Schwachen und Machtlosen zu verteidigen.

Im Mythos gibt in aller Regel einen Helden, einen Bösewicht und ein Opfer. Der Mythos wird sehr stark mit Männlichkeit oder auch „Macho“ Haltung  assoziiert. Dazu passt, dass in der Vergangenheit Männer oft zu Krieger und Frauen zu Gebern erzogen wurden. Es gibt jedoch  in der (Mythen-) Geschichte auch große weibliche  Krieger, denken wir nur an Athene oder Rosa Luxemburg.  Um die gleichen Rechte oder auch nur das Gefühl der eigenen Identität zu haben, muss jede Frau auf die ein oder andere Weise  die innere Kiegerin aktivieren.

Ausschlaggebend für die Entwicklung der Krieger ist die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse entscheiden zu können. Die Krieger können ihre Macht benutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen oder um Kontrolle über andere zu gewinnen.  

Hoch entwickelte  Krieger kämpfen mit fairen Mitteln und treten anderen respektvoll gegenüber. Sie kämpfen für etwas was über ihr Eigeninteresse hinausgeht (z.B. gesellschaftliches Wohl, Überleben der Spezies usw.). So gesehen sind die „Feinde“ nicht mehr Menschen sondern Unwissenheit, Engstirnigkeit,  Armut, Gier etc.

 

Beziehung zu anderen Archetypen

Die Unschuldigen sind große Träumer, die  Verwaisten erkennen, warum die Träume sich nicht realisieren lassen, aber erst die Krieger sorgen dafür dass die Träume im Rahmen des Möglichen umgesetzt werden. Weder Unschuldige noch  Verwaiste haben ein wirkungsvolles Gefühl für ihre Grenzen. Erstere fühlen sich eins mit dem Universum, letztere begreifen das Getrennt sein als Mangel. Erst die Krieger helfen uns unsere Grenzen zu finden und sie gegen Angriffe zu verteidigen.

Sind die vier „Ich-bezogenen Archetypen“ (d.h. Unschuldige, Verwaiste, Krieger und Geber) gut entwickelt, so streiten Krieger nur für Ideale , nicht für persönlichen Gewinn, haben  nicht das Bedürfnis nach Macht, sondern vertrauen auf gegenseitige Abhängigkeit und kämpfen für das Wohl aller und nicht für ihre eigenen Interessen.

Ist nur der Krieger stark, so besteht die Gefahr des Abgleitens in Zynismus und Egoismus. Jedem Problem wird nur mit Kampf, Flucht oder Selbstaufgabe begegnet.

    

Fortgeschrittene  Krieger

Fortgeschrittene Krieger kämpfen häufig gegen Feinde im Inneren  (Faulheit, Zynismus, Verzweiflung, Verantwortungslosigkeit usw.). Durch den Mut, sich ihren inneren Problemen zu stellen, können sie auch die äußeren Probleme meistern.

Dabei geht es nicht darum Gegner zu schlagen (oder gar zu töten), sondern andere von ihren Zielen zu überzeugen. Sie verstehen politische Prozesse und können Mehrheiten organisieren. Entscheidende Abstimmungen vermeiden sie bis sie genug Unterstützung haben. Oft werden sie gar nicht als Krieger erkannt, weil sie quasi unsichtbar hinter den Kulissen kämpfen – für ein Ergebnis bei dem niemand sein Gesicht verliert und das von allen als fair betrachtet wird (Konfliktlösung durch ein Gewinner- Gewinner Modellstatt Gewinner –Verlierer Modell)

 

Zusammenfassend könne Krieger wie folgt charakterisiert werden:

Ziel: Gewinnen, seinen Willen durchsetzen, durch Kampf Veränderung bewirken

Angst: Schwäche, Ohnmacht, Unvermögen

Antwort auf das Problem: töten, besiegen oder bekehren

Aufgabe: für das kämpfen, was wirklich (für mehrere) wichtig ist, und das  mit fairen Mitteln

Geschenk: Mut, Disziplin, Können 

  

 

 

 

 

 

4.4. Der Geber/ die Geberin

Geber sind perfekte und fürsorgliche Eltern, Vorgesetzte, Lehrer, Therapeuten, Sozialarbeiter, Mediziner, Krankenschwestern u.v.m., die zunächst die völlige Verantwortung für den Entwicklungs- bzw. Heilungsprozesses ihrer Schützlinge übernehmen, diese dann aber mit laufenden Fortschritten des Entwicklungs- bzw. Heilungsprozesses aus der Fürsorge schrittweise in die Eigenständigkeit entlassen. Geber umsorgen Menschen und schaffen ein Umfeld in dem sie wachsen und gedeihen können.

Geber sind die edelsten Archetypen aus der Gruppe der Ich-Entwicklung (Unschuldige, Verwaiste, Krieger, Geber). Historische Verkörperung des Archetypen des Gebers sind Jesus, Gandhi, Martin Luther King, Florence Nightingale oder Mutter Theresa. 

Im wirklichen Leben hegen Geber oft edle Absichten, sind aber von der Realität schnell überfordert: junge Mütter kümmern sich um ihre Kinder obwohl sie selbst noch Unschuldige sind: ihre Verwaiste ist unterdrückt, ihre Kriegerin praktisch nicht entwickelt. Wenn sie eher Unschuldige sind, werden sie versuchen, die Eltern Kind Symbiose so lange wie möglich fortzusetzen und jede Eigenständigkeit des Kindes zu ersticken. Auch werden die Kinder dieser Geber Schwierigkeiten haben, ihr wahres selbst zu finden, weil sie anfänglich mit den Eltern (meist der Mutter)  verschmolzen waren. 

Früher oder später erwarten diese Geber Eltern von ihren Kindern, eine Umkehr der Rollen, nämlich dass sich die Kinder aus Dankbarkeit um die Eltern kümmern sollen..

Väter haben oft das Gefühl in der materiellen Seite der Geber Rolle gefangen zu sein. Ihr Krieger steht im Dienst der Geber Rolle, fühlt sich aber in der Falle, weil die „wahren“ Bedürfnisse nicht befriedigt werden.

Männer und Frauen, die starke Geber sind, bringen als Schattenseiten ihre Bedürftigkeit mit in die Beziehung ein und erwarten dass der geliebte Mensch (Partner oder Kind) ihre emotionale Leere füllt.

Diese Geber müssen ihre Krieger Aspekte entwickeln, und zwar in der Form, dass sie Strategien entwickeln, wie sie für eine ehrlichere und direktere Kommunikation und damit zumindest teilweise auch Erfüllung ihrer Bedürfnisse sorgen können.

Gesundes Geben hat viele Spielarten, die häufig fast im verborgenen stattfinden und meist erst bemerkt werden, wenn sie nicht erledigt werden: das geht vom Abwasch über Wäsche waschen und Hauspflege auf der Ebene der Familie, über die Pflege der materiellen Einrichtungen, um Betriebskindegärten, um die Sorge um unsere Mitarbeiter und Interesse an ihrem Leben (statt ausschließlich auf ihre Leistung fokussiert zu sein) auf der Ebene von Arbeitsorganisationen bis hin zur Pflege von Armen Kranken und Alten aber auch von Infrastruktur auf der Ebene der Gesellschaft  als Ganzes.

Dabei beschränken Geber zunächst mit sich selbst oder ihrer Familie. Bei weiter entwickelten Gebern erstreckt sich die Fürsorge dann auch auf größere Einheiten. In höher entwickelten Gemeinschaften wird diese Fürsorge von vielen geleistet, so dass ich niemand übernehmen muss. Diese Anteilnahme und Fürsorge kann sich ausweiten und schließlich die ganze Erde umfassen („think global, act local“).    

 

Zusammenfassend können Geber wie folgt charakterisiert werden:

Ziel: anderen durch Liebe und Opfer helfen

Angst: Egoismus und Undankbarkeit

Antwort auf das Problem: sich um diejenigen kümmern, denen wir als Geber schaden

Aufgabe: Geben, ohne sich und andere zu verstümmeln

Geschenk: Mitgefühl, Großzügigkeit

 

 

 

 

 

 

4.5 Die Sucherin/ der Sucher

 

Mit diesem Archetypen beginnt unsere Heldenreise. Wir machen uns auf den Weg um zu werden, wer wir wirklich sind. 

Als Suchende reagieren wir auf einen Ruf; wir wollen weiterkommen, materiell, politisch gesellschaftlich oder spirituell. Wir sind getrieben von der Sehnsucht nach Einheit und Vollkommenheit.

 

Als Suchende müssen wir zu Beginn unserer Reise eine Schwelle überschreiten und die Reiseentscheidung  (z.B. neue Ausbildung) gegen Verantwortlichkeiten (z.B. gegenüber Kindern, Betreuung von Eltern, materiellen Zwängen wie Hypotheken o.ä., immaterielle Zwänge wie Glaubenssätze bezüglich Karriere etc. ) abwägen.

 

In den verschiedenen Phasen unseres Lebens sind wir immer wieder in die Rolle der Suchenden, als junge Menschen bei der Berufs- oder Studienwahl u.U. in einer andere Stadt, weg von zu Hause, bei der Partnerwahl, oder aber – oft in der Mitte unseres Lebens -, wenn wir z.B. unsere Entscheidung noch einmal bezüglich Berufs- oder Partnerwahl nochmals bewerten und revidieren oder anderweitig einen neuen Weg beschreiten.

 

Immer geht es darum, etwas hinter uns zu lassen, uns auf den Weg zu machen, etwas neues zu wagen. Letztendlich offenbart sich damit unser Wunsch, intensiver zu leben, mehr Bedeutung und Tiefe in unser Leben zu bringen und dadurch näher zu unserem „wahren selbst“  zu finden.

 

 

Zusammenfassend können Suchende wie folgt charakteriisert werden:

 

Ziel: Suche nach einem besseren / intensiveren Leben

 

Angst: Konformität, in der Falle zu sitzen

 

Antwort : Weggehen

 

Aufgabe: einer höheren Wahrheit treu zu sein

 

Geschenk: Selbstständigkeit, Ehrgeiz     

 

 

 

 

 

 

 

4.6 Der /die Zerstörer/in

 

Mit diesem Archetypen setzen wir unsere Heldenreise fort. dabei werden wir iregndwann mit den Gefühlen von Verlust, Furcht konfrontiert. Wir spüren Ohnmacht, weil wir auf etwas hingearbeitet haben und unsere Arbeit ohne jedes Ergebnis geblieben ist.  Früher oder später werden wir mit de Tod konfrontiert und uns unserer Sterblichkeit bewusst. Wir erleben Gefühle von Ohnmacht und Leere, die weit über den verwaisten hinausgehen.

 

Diese Erfahrungen verwandeln uns: wenn wir in dauerhaft in Ohnmacht und Leere verharren, führen diese Gefühle oft zu Zynismus oder Depression. Wenn wir die Erfahrungen annehmen, könne wir das Alte loslassen und uns für Neues öffnen. Der Zerstörer fordert uns aber nicht auf, unsere Gefühle von Ängsten Leere und Ohnmacht zu ignorieren oder klein zu rede, sondern sich ihnen zu stellen, um sie zu verarbeiten. Dazu brauchen wir Mut, vor allem aber eine liebevolle Haltung zu uns selbst. Damit werden wir uns im nächsten archetypen "Der / die Liebenden" beschäftigen. 

 

 

Zusammenfassend können wir den Zerstörer/ die Zerstörerin wie folgt charakterisieren:

 

Ziel: Wachstum, Verwandlung

 

Angst: Stagnation, vernichtung (Tod ohne Wiedergeburt)

 

Antwort : zerstört werden oder zerstören

 

Aufgabe: loslassen

 

Geschenk: Demut, Akzeptanz,


 

 

 

 

 

 

 

 

4.7 Die Liebenden 

 

Ohne Liebe lässt sich die Seele nicht auf das Leben ein.

 

Liebe hat in allen Religionen einen ganz zentralen Platz; so wird z.B. in der Bibel der in mancher Hinsicht fast revolutionär anmutende Satz „Gott ist die Liebe,  und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm“ (1 Joh. 4, 16b) formuliert. Im Sufi Mantra heißt es „Ishq' Allah mabudlillah,Ishq' Allah mabudlillah, Allah ya jamil, Allah ya jamil,Allah ya jamil – Gott ist Liebe, liebender und Geliebter“ .

 

Liebe hat viele Formen: die mütterliche / väterliche Liebe, die Liebe (oder Leidenschaft für eine Sache), die erotische Liebe, die Liebe als höchste Ebene des spirituellen Mitgefühls. Egal in welcher Form wir lieben, geht es immer darum, die Liebe als Geschenk zu akzeptieren.

 

D.h. wir können die Liebe nicht festhalten oder erzwingen, sondern müssen im Vertrauen offen und präsent bleiben. Gerade langjährige Beziehungen haben ihren eigenen Rhythmus. Dem gilt es zu vertrauen und nicht in Panik zu geraten, wenn die Liebe (vorrübergehend) verloren scheint. Oft ist dies nur ein Zwischenschritt dem ein Durchbruch zu mehr Intensität und Intimität folgt. 

 

Zusammengefasst können die Liebenden wie folgt charakterisiert werden:

Ziel: Seeligkeit, Einheit , Verbundenheit

Angst: Liebesverlust und Beziehungslosigkeit (Alleinsein!)

Antwort auf das Problem: Es lieben

Aufgabe: Sich dem verpflichten was man liebt

Geschenk: Bindungsfähigkeit, Leidenschaft, Ekstase

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4.8 Der Schöpfer / die Schöpferin

 

Wenn wir unser – tieferes – wahres Selbst hervorbringen und in Verbindung mit dem kreativen Ursprung des Universums treten (was im POL ein Synonym zur Lebenskraft darstellt), agieren wir als Schöpfer*in.

Die Verbindung mit dem Universum erfordert eine „kreative Partnerschaft“ zwischen meinem „ich“ und meiner „Seele“. Es geht also darum, auf Seelenebene mit der natürlichen Ordnung des Universums in Kontakt zu kommen. Dann werden wir Teil des Universums und der Lebenskraft und sind mit dieser kreativen Quelle verbunden.

Carol Pearson betont, dass es nicht darauf ankommt, entsprechende Macht oder Fähigkeiten tatsächlich zu haben, sondern es ausreicht, dies sich vorzustellen. Solche konkreten Visionen , die einerseits der wahren Natur unserer Seele, andererseits  aber auch Regeln der äußeren Welt entsprechen, sorgen dafür, dass wir das Leben in der Gegenwart genießen und die Zukunft ein Stück weit formen. Dabei sind wir besonders erfolgreich, wenn auch andere Menschen unsere Visionen teilen.

Die verschiedenen Phasen der Schöpfung:

In der ersten Phase erschaffen wir unbewusst  z.B. in Tagträumen, Fantasien o.ä.. Wir erkennen nicht, dass das was geschieht von uns erschaffen ist.

In der zweiten Phase übernimmt unser Ich die Kontrolle: wir kämpfen darum, das richtige zu tun, und sind stolz auf das erreichte.

In der dritten Phase erkennen wir, dass wir in vielen Situationen keine bewusste Kontrolle haben, wir also unser Leben nicht (immer) mit unserem Willen steuern können und lernen, unserer Fantasie und den Schöpfungen der Seele zu vertrauen.

In der vierten Phase haben wir die Weisheit, beide Arten der Schöpfung zu nutzen.  Wir erleben eine „heilige Hochzeit von Ich und Seele“ und können in spiritueller Tiefe Leben, Liebe und Arbeit genießen. 

Zusammengefasst kann der Schöpfer wie folgt charakterisiert werden:

 Ziel des Schöpfers: Erschaffung eines Lebens einer Arbeit oder einer neuen Realität

Angst: Unecht zu sein, keine Fantasie zu haben, falsches zu erschaffen

Antwort: Als Teil des Lebens das selbst geschaffene zu akzeptieren

Aufgabe: sich selbst zu erschaffen

Geschenk: Kreativität, Identität, Berufung

 

 

 

 

 

 

 

5.Die Archetypen im POL

Margo Argenent und Paul Jansen haben basieren auf der Arbeit von Carol S. Pearson für jeden der  12 Archetypen Tanzeinheiten entwickelt. So hast Du die Möglichkeit, das Konzept und die Kraft der Archetypen nicht (nur) mit dem Verstand, sondern auch ganzkörperlich und emotional spürend zu erfahren.

 

Beginnend ab Januar 2019 werden wir jedem Archetypen 2 Tanzeinheiten widmen. Auch wenn Du nicht an allen Abenden teilnehmen kannst, wirst Du von den Impulsen der einzelnen  Archetypen profitieren  – natürlich um so mehr und öfters Du regelmäßig an den Tanzabenden teilnimmst.

Obwohl uns die Archetypen thematisch mindestens 2 Jahre beschäftigen werden, ist ein Einstieg oder ein hineinschnuppern in die Gruppe  jederzeit möglich. Es ist auch möglich an Tanzabenden teilzunehmen, ohne sich mit dem theoretischen Überbau der Archetypen zu beschäftigen. Denn POL macht Spaß! Und wirkt auch ohne den Verstand zu bemühen!! 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Anselm Römer und Luise Römer POL GbR